Schachweltmeister: Unterschied zwischen den Versionen

aus remoteSchach-Wiki, der freien Wissensdatenbank
Wechseln zu: Navigation, Suche
M (13. Weltmeister: Garri Kasparow (1993 - 2000))
 
Zeile 145: Zeile 145:
  
 
Erst im Jahre
 
Erst im Jahre
* 2000 verteidigte Kasparow seinen Titel erneut. Der Niedergang der PCA führte mit sich, dass kein Herausforderer für den Weltmeister ermittelt wurde. Kasparows Gegner [[Wladimir Kramnik]] war seit Aljechins Tagen der erste Herausforderer, den der Weltmeister sich ''aussuchte''. Dass und wie Kasparow seinen Titel an Kramnik verlor, wurde allgemein als sensationell angesehen. Endergebnis: 6,5-8,5 (+0-2=13).
+
* 2000 verteidigte Kasparow seinen Titel erneut. Der Niedergang der PCA führte mit sich, dass kein Herausforderer für den Weltmeister ermittelt wurde. Kasparows Gegner [[Wladimir Kramnik]] war seit Aljechins Tagen der erste Herausforderer, den der Weltmeister sich ''aussuchte''. Das und wie Kasparow seinen Titel an Kramnik verlor, wurde allgemein als sensationell angesehen. Endergebnis: 6,5-8,5 (+0-2=13).
  
 
=== 14. Weltmeister: Wladimir Kramnik (seit 2000) ===
 
=== 14. Weltmeister: Wladimir Kramnik (seit 2000) ===

Aktuelle Version vom 20. November 2005, 10:38 Uhr

Die weltbesten Spieler vor Einführung der Weltmeisterschaftskämpfe

Im 16. Jahrhundert waren die besten Spieler der Welt der Spanier Ruy Lopez de Segura (um 1560) und nach ihm die Italiener Paolo Boi, Leonardo da Cutri (um 1575) und Alessandro Salvio (um 1600), beginnend mit dem 17. Jahrhundert ab etwa 1620 dann Gioacchino Greco.

Im 18. Jahrhundert boten die Italiener mit Domenico Lorenzo Ponziani, Ercole del Rio und Giambattista Lolli richtungsweisende Theoretiker auf, doch Frankreich besaß die praktisch besseren Spieler und lief Italien diesbezüglich den Rang ab. Die Franzosen Kermuy Sire de Legal (1730-1745), André Danican Philidor (1745-1795), Alexandre Louis Honoré Lebreton Deschapelles (1800-1820) und Louis-Charles Mahé de La Bourdonnais (1820-1840) lösten sich sich als weltbeste Spieler gegenseitig ab. Berühmtheit erlangte La Bourdonnais' 85 Partien andauernder Wettkampf (eigentlich waren es 6 hintereinander) gegen den Iren Alexander MacDonnell in London 1834, den der Franzose gewann.

Nach dem Sieg des Engländers Howard Staunton über den Franzosen Pierre St. Amant in einem in Paris 1843 organisierten Wettkampf galt nun England als erste Schachnation, angeführt von Staunton. Staunton war es auch, der sich maßgeblich für die Durchführung des ersten internationalen Schachturniers überhaupt, anläßlich der Weltausstellung 1851 in London, einsetzte. Überraschend für alle, für Staunton vielleicht am meisten, gewann nicht der englische Vorkämpfer, sondern es siegte der bis dahin gänzlich unbekannte Deutsche Adolf Anderssen aus Breslau.

Anderssens Sieg vor Staunton ließ ihn nun in der Schachwelt als weltbesten Spieler gelten. 1858 spielte er in Paris einen Wettkampf gegen den sich damals in Europa befindlichen US-Amerikaner Paul Morphy, den der geniale Morphy glänzend gewann. Der vielbewunderte Amerikaner hörte allerdings bald danach mit dem Schachspiel auf, sodass Anderssen nun wieder als führender Meister in der Welt angesehen wurde.

Nachdem Wilhelm Steinitz 1866 Anderssen in einem in London ausgespielten Wettkampf bezwungen hatte, galt er als unbestritten bester aktiver Spieler der Welt.

Die Zeit der Weltmeisterschaftskämpfe

Nach seinem überwältigenden Sieg beim großen Internationalen Turnier in London 1883 (vor Steinitz) betrachtete sich Johannes Hermann Zukertort als Champion of the World und forderte Steinitz' Führungsanspruch heraus. Die Schachwelt erwartete einen Zweikampf dieser Rivalen und bekam ihn: Durch seinen 12,5:7,5-Sieg (+10-5=5]) über Johannes Hermann Zukertort im Wettkampf vom 11. Januar bis zum 29. März 1886, der in New York, St. Louis und New Orleans stattfand, gilt Wilhelm Steinitz allgemein als der 1. Schachweltmeister.

Nach Steinitz' Wettkampfsieg fanden sich etliche Herausforderer, die mit ihm um die Weltmeisterschaft spielen wollten. Es war bis 1948, dem Jahr, in dem die FIDE, 2 Jahre nach dem Tod des letzten amtierenden Weltmeisters Alexander Aljechin, die Ausrichtung der Weltmeisterschaft übernahm, allein Sache des Weltmeisters, wessen Herausforderung er annahm, und wem er einen Weltmeisterschaftskampf verweigerte, weswegen letztlich auch nur der Titelhalter die Bedingungen und das Preisgeld diktieren konnte.

Nachdem Kasparow 1993 nicht mehr bereit gewesen war unter der Ägide der FIDE seinen Titel zu verteidigen, haben sich diese ursprünglichen Zustände wieder eingestellt. Kasparow verteidigte seinen Titel nach vom Kommerz diktierten Bedingungen. 2000 verlor er ihn an den nun amtierenden Weltmeister Wladimir Kramnik. Parallel hierzu veranstaltet die FIDE eine offizielle Weltmeisterschaft.

1. Weltmeister: Wilhelm Steinitz (1886 - 1894)

Steinitz war eine Kämpfernatur und zudem Berufsschachspieler. Er war deswegen relativ leicht zu bewegen, seinen Weltmeistertitel gegen etwaige Herausforderer zu verteidigen.

  • Die erste Titelverteidigung vom 20. Januar bis zum 24. Februar 1889 in Havanna gewann er 10,5:6,5 (+10-6=1) gegen Michail Tschigorin.
  • Zur zweiten Titelverteidigung trat er vom 9. Dezember 1890 bis zum 22. Januar 1891 in New York gegen Isidor Gunsberg an und gewann 10,5:8,5 (+6-4=9).
  • Vom 1. Januar bis zum 28. Februar 1892 verteidigte Steinitz seinen Titel wiederum in Havanna gegen Michail Tschigorin erfolgreich mit 12,5:10,5 (+10-8=5).
  • In dem Wettkampf vom 15. März bis zum 26. Mai 1894 in New York, Philadelphia und Montréal musste sich Steinitz dem jungen deutschen Talent Emanuel Lasker 7:12 (+5-10=4) geschlagen geben.

2. Weltmeister: Dr. Emanuel Lasker (1894 - 1921)

Lasker war insgesamt 27 Jahre von 1894 bis 1921 Weltmeister. Er war Mitglied der Berliner Schachgesellschaft. Seine überragende Stellung in der Schachwelt jener Zeit ist unbestritten. Allerdings war seine Weltmeisterschaft auch dadurch geprägt, dass er Zweikämpfen ungewissen Ausganges durch das Aufstellen nur schwer zu erfüllender Bedingungen aus dem Weg zu gehen wusste. So kam es zu einem von der Schachwelt gewünschten Wettkampf mit dem polnischen Meister Akiba Rubinstein nicht und zu einem Kräftemessen mit dem späteren Weltmeister José Raúl Capablanca erst 1921.

Im einzelnen spielte Lasker nach seinem Sieg über Steinitz 1894 noch folgende Weltmeisterschaftskämpfe:

  • 1896/1897 gab es einen Revanchekampf gegen Steinitz, den Lasker wiederum für sich entscheiden konnte. Endergebnis: 12,5-4,5 (+10-2=5)
  • 1907 siegte Lasker über den Amerikaner Frank Marshall. Endergebnis: 11,5-3,5 (+8-0=7)
  • 1908 besiegte der Weltmeister seinen deutschen Rivalen Siegbert Tarrasch. Endergebnis: 10,5-5,5 (+8-3=5)
  • 1909 konnte sich Lasker gegen David Janowski durchsetzen. Endergebnis: 8-2 (+7-1=2)
  • 1910 verteidigte Lasker seinen Titel gegen Carl Schlechter. Der Wettkampf endete unentschieden, was zur Titelverteidigung ausreichte. Endergebnis: 5-5 (+1-1=8)
  • 1921 unterlag Lasker dem kubanischen Meister José Raúl Capablanca. Endergebnis: 5-9 (+0-4=10). Lasker brach den Wettkampf durch Aufgabe ab, da er mit dem tropischen Klima nicht zurechtkam und Capablanca eine Verlegung des Wettkampfes an einen Ort mit gemäßigterem Klima ablehnte.

3. Weltmeister: Jose Raul Capablanca (1921 - 1927)

Capablanca dominierte die Schachturniere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und war vor allem für sein tiefes positionelles Verständnis berühmt. Um die Weltmeisterschaft spielte er erst 1927 wieder, wobei er sich Alexander Aljechin 15,5-18,5 (+3-6=25) geschlagen geben musste. In der Folgezeit versuchte er vergebens, Aljechin zu einem Revanchekampf zu bewegen.

4. Weltmeister: Dr. Alexander Aljechin (1927 - 1935, 1937 - 1946)

Durch seinen spektakulären Sieg über Capablanca bestieg Aljechin 1927 den Schachthron. Durch geschicktes Taktieren wusste er einem Revanchekampf gegen Capablanca ebenso auszuweichen, wie einem Weltmeisterschaftskampf gegen Aaron Nimzowitsch, dessen Ausgang höchst ungewiss gewesen wäre. Statt dessen spielte er folgende Wettkämpfe:

  • 1929 verteidigte er seinen Titel erfolgreich gegen Efim Bogoljubow. Endergebnis: 15,5-9,5 (+11-5=9)
  • 1934 trat er erneut gegen Bogoljubow an, der wiederum keine ernsthafte Chance gegen Aljechin hatte. Endergebnis: 15,5-10,5 (+8-3=15)
  • 1935 verlor er schlecht vorbereitet seinen Weltmeisterschaftstitel an Max Euwe. Endergebnis: 14,5-15,5 (+8-9=13)
  • 1937 gelang es ihm im Revanchekampf gegen Euwe, seinen Titel zurückzugewinnen. Endergebnis: 15,5-9,5 (+10-4=11)

Zu weiteren Wettkämpfen kam es während des Zweiten Weltkrieges nicht. 1946 starb Aljechin, der Kollaboration mit den Deutschen und des Antisemitismus bezichtigt, in Portugal.

5. Weltmeister: Prof.Dr. Max Euwe (1935 - 1937)

Der Niederländer Machgielis (Max) Euwe konnte durch seinen Sieg über Aljechin zwei Jahre lang den Weltmeistertitel für sich beanspruchen. Er war der einzige Amateur, der den Titel Schachweltmeister inne hatte.

Hierdurch war er auch als einer der Kandidaten für das Weltmeisterschaftsturnier von 1948 prädestiniert, bei dem er sich jedoch nicht durchzusetzen vermochte.

Das Weltmeisterschaftsturnier von 1948

Durch den Tod Alexander Aljechins wurde der Weg frei für die Ausrichtung der Weltmeisterschaftskämpfe durch den Weltschachverband (FIDE). Der von der FIDE gekürte und als solcher auch offiziell anerkannte Weltmeister (die FIDE ernannte bereits 1928 Efim Bogoljubow zum offiziellen Champion der FIDE) wurde in einem Weltmeisterschaftsturnier ermittelt, das 1948 Michail Botwinnik für sich entscheiden konnte.

An dem Turnier nahmen neben Michail Botwinnik noch Paul Keres, Wassili Wassiljewitsch Smyslow, Samuel Reshevsky und Max Euwe teil. Der ursprünglich gleichfalls als Teilnehmer vorgesehene amerikanische Meister Reuben Fine verzichtete. Die fünf Teilnehmer spielten jeder gegen jeden 5 Partien. Endergebnis: 1. Botwinnik 14 Punkte/20 Partien, 2. Smyslow 11/20, 2.-4. Keres und Reshevsky 10,5/20, 5. Euwe 4/20.

Die Weltmeisterschaften der FIDE bis 1990

Das neue Weltmeisterschaftsregelment sah vor, dass der Weltmeister seinen Titel alle drei Jahre verteidigen musste. Der jeweilige Herausforderer wurde durch Zonen-, Interzonen- und Kandidatenturniere ermittelt.

Bis 1963 galt zudem die Regel, dass dem Weltmeister im Falle eines Titelverlustes ein Revancherecht ein Jahr später zustehen sollte.

6. Weltmeister: Dr. Michail Botwinnik (1948 - 1957, 1958 - 1960, 1961 - 1963)

Nach dem FIDE-Reglement spielte Botwinnik folgende Titelkämpfe:

  • 1951 verteidigte Botwinnik seinen Titel gegen David Bronstein. Der Weltmeister behielt seinen Titel nach unentschiedenem Endresultat. Endergebnis: 12-12 (+5-5=14)
  • 1954 spielte Botwinnik gegen Wassili Wassiljewitsch Smyslow Unentschieden, was ihm ebenso wie 1951, den Titel sicherte. Endergebnis: 12-12 (+7-7=10)
  • 1957 verlor Botwinnik seinen Titel an Smyslow. Endergebnis: 9,5-12,5 (+3-6=13)
  • 1958 gelang Botwinnik die Revanche gegen Smyslow. Endergebnis: 12,5-10,5 (+7-5=11)
  • 1960 verlor Botwinnik seinen Titel an Michail Tal. Endergebnis: 8,5-12,5 (+2-6=13)
  • 1961 gelang Botwinnik wiederum die Revanche. Endergebnis: 13-8 (+10-5=6)
  • 1963 musste sich Botwinnik dem armenischen Meister Tigran Petrosjan geschlagen geben. Endergebnis: 9,5-12,5 (+2-5=15)

7. Weltmeister: Wassili Smyslow (1957 - 1958)

Der Zweitplazierte des Weltmeisterschaftsturniers von 1948 konnte Botwinnik 1957 im Weltmeisterschaftskampf bezwingen, unterlag dem alten Weltmeister jedoch ein Jahr später bei dem von den Statuten vorgesehenen Revanchekampf.

8. Weltmeister: Michail Tal (1960 - 1961)

Der junge Michail Tal galt als "Feuerkopf" unter den Schachmeistern seiner Zeit. 1960 setzte er sich gegen Weltmeister Botwinnik durch. Zur allgemeinen Überraschung gelang dem weitaus älteren Botwinnik aber dank seiner präzisen Wettkampfvorbereitung erneut die Revanche.

9. Weltmeister: Tigran Petrosjan (1963 - 1969)

1963 gelang es Petrosjan, einem der besten Defensivspieler der Schachgeschichte, Botwinnik zu schlagen. Danach spielte Petrosjan folgende Wettkämpfe:

  • 1966 verteidigte er seinen Titel gegen Boris Spasski. Endergebnis: 12,5-11,5 (+4-3=17)
  • 1969 verlor er seinen Titel an Spasski. Endergebnis: 10,5-12,5 (+4-6=13)

10. Weltmeister: Boris Spasski (1969 - 1972)

Spasskys Weltmeisterschaft dauerte drei Jahre bis zu dem vielbeachteten Wettkampf mit dem amerikanischen Schachgenie Robert James "Bobby" Fischer.

  • 1972 Weltmeisterschaftskampf Spasski gegen Fischer in Reykjavik: Fischer wird Schachweltmeister mit dem Endergebnis: 12,5-8,5 (+7-3=11, wobei Fischer die 2. Partie kampflos verlor)

11. Weltmeister: Robert James (Bobby) Fischer (1972 - 1975)

Die Weltmeisterschaft Fischers wurde im Westen stark bejubelt. Zu der Faszination, die das Schachgenie Fischer ausstrahlte gesellte sich die Genugtuung darüber, dass es einem Amerikaner gelungen war, in die Domäne der Sowjetischen Schachschule einzudringen.

Allerdings erwies sich Fischers Herrschaft auf dem Schachthron als die kläglichste der Geschichte: Der Amerikaner zog sich vom Schach zurück und verteidigte seinen Titel im Jahr 1975 nicht gegen den von der FIDE ermittelten Herausforderer Anatoli Karpow.

12. Weltmeister: Anatoli Karpow (1975 - 1985)

Nachdem Fischer zu dem Weltmeisterschaftskampf 1975 nicht antrat, wurde Herausforderer Karpow von FIDE-Präsident Euwe kampflos zum Weltmeister proklamiert. Als Weltmeister spielte Karpow folgende Wettkämpfe:

  • 1978 gewann Karpow gegen Viktor Kortschnoi Endergebnis: 16,5-15,5 (+6-5=21)
  • 1981 gewann Karpow wiederum gegen Kortschnoi. Endergebnis: 11-7 (+6-2=10)
  • 1984 wurde ein Weltmeisterschaftskampf gegen Garri Kasparow nach einer Vielzahl von Remispartien wegen seiner Länge gegen das Reglement abgebrochen. Bei Abbruch des Wettkampfes lag Karpow zwar in Führung, war aber sichtlich angeschlagen, so dass der Abbruch allgemein als eine Begünstigung des Weltmeisters gegen seinen jungen Rivalen angesehen wurde. Endergebnis: 25-23 (+5-3=40)
  • 1985 musste sich Karpow dann gegen Kasparow geschlagen geben. Endergebnis: 11-13 (+3-5=16). Die Statuten sahen für diesen Fall allerdings ein Revancherecht Karpows vor: Der Revanchewettkampf wurde
  • 1986 ausgetragen, wobei Karpow erneut verlor. Endergebnis: 11,5-12,5 (+4-5=15)

13. Weltmeister: Garri Kasparow (1985 - 1993)

Unter der Leitung der FIDE spielte Kasparow zunächst folgende Wettkämpfe:

  • 1986 siegte er in dem vereinbarten Revanchematch erneut gegen Karpow.
  • 1987 verteidigte er seinen Titel erneut gegen Karpow, diesmal durch ein Unentschieden. Endergebnis: 12-12 (+4-4=16).
  • 1990 hieß der Herausforderer wiederum Anatoli Karpow, wobei sich Karpow erneut nicht gegen seinen Dauerrivalen durchsetzen konnte. Endergebnis: 12,5-11,5 (+4-3=17).
  • 1993 kam es dann zum Bruch zwischen Kasparow und der Weltschachorganisation. Kasparow weigerte sich, unter den finanziellen Bedingungen der FIDE erneut um die Weltmeisterschaft zu spielen und wurde daraufhin gemeinsam mit Nigel Short, seinem Herausforderer für 1993, von der FIDE disqualifiziert. Die beiden Spieler waren in der Folge maßgeblich an der Gründung eines eigenen Schachverbandes, der Professional Chess Players Association (PCA), beteiligt. Hiernach wurden in beiden Verbänden rivalisierende Weltmeister ermittelt.

Die Weltmeisterschaften außerhalb der FIDE

13. Weltmeister: Garri Kasparow (1993 - 2000)

Kasparow verteidigte

  • 1993 seinen Titel (in einem von der PCA veranstaltenen Wettkampf) gegen Nigel Short mit dem Endergebnis von 12,5-7,5 (+6-1=13).
  • 1995 fand der nächste (PCA-unterstützte) Wettkampf statt: der Inder Viswanathan Anand trat gegen Kasparow an. Endergebnis: 10,5-7,5 für Kasparow (+4-1=12).

Erst im Jahre

  • 2000 verteidigte Kasparow seinen Titel erneut. Der Niedergang der PCA führte mit sich, dass kein Herausforderer für den Weltmeister ermittelt wurde. Kasparows Gegner Wladimir Kramnik war seit Aljechins Tagen der erste Herausforderer, den der Weltmeister sich aussuchte. Das und wie Kasparow seinen Titel an Kramnik verlor, wurde allgemein als sensationell angesehen. Endergebnis: 6,5-8,5 (+0-2=13).

14. Weltmeister: Wladimir Kramnik (seit 2000)

  • 2004 spielte Kramnik gegen den durch das Kandidatenturnier von Braingames qualifizierten Ungarn Péter Lékó seinen ersten Weltmeisterschaftskampf seit der Erringung des Titels. Durch ein Unentschieden sicherte er ihn sich. Endergebnis: 7-7 (+2-2=10).

FIDE-Weltmeisterschaften seit 1993

Nachdem die FIDE den amtierenden Weltmeister und seinen qualifizierten Herausforderer disqualifiziert hatte, wurde zeitgleich mit dem PCA-Weltmeisterschaftskampf eine "Ersatz"-WM durchgeführt. Die FIDE nominierte die beiden letzten Gegner von Nigel Short in den Kandidatenkämpfen, Jan Timman und Anatoli Karpow.

  • 1993 besiegte Karpow den Niederländer Timman mit 12,5-8,5.

Die FIDE ließ ihren Weltmeister 1995 bereits in das Halbfinale der Kandidatenkämpfe eingreifen. Karpow besiegte Boris Gelfand mit 6-3, ehe es

  • 1996 zum Weltmeisterschaftskampf (zugleich das Kandidatenfinale) Karpows gegen Gata Kamsky kam (10,5-7,5), der zugleich der letzte WM-Kampf in der Geschichte der FIDE war.

Von 1997 bis 2004 fanden K.-o.-Turniere um die FIDE-Weltmeisterschaft statt (die FIDE hat diese WM inzwischen für zukünftige Veranstaltungen zum 'World-Cup' umgetauft), die sich von den 'klassischen' Weltmeisterschaften dadurch unterschieden, dass auf eine umfassende Qualifikation verzichtet und die Partiezahl deutlich gesenkt wurde. Ein Turnier nach K.-o.-Regeln mit 128 Teilnehmern, durchgeführt innerhalb weniger Wochen, sollte den FIDE-Weltmeister ermitteln. Man spielte auf eine sehr kurze Distanz (in den ersten Runden zwei Turnierpartien pro Wettkampf, ab dem Halbfinale 4 Turnierpartien, im Finale 6 Turnierpartien). Über das Weiterkommen bei Gleichstand entschieden sehr oft Schnell- und Blitzpartien.

Beim ersten Tunier in dieser Form, in Groningen, im Dezember

  • 1997, erhielt Karpow als Titelverteidiger noch das Privileg, in das Finale, das im Januar 1998 in Lausanne ausgespielt wurde, gesetzt zu werden. Er besiegte Anand, den Sieger des K.-o.-Wettbewerbes, in zwei 25-Minuten-Partien mit 2-0, nachdem der reguläre Wettkampf nach Turnierpartien 3-3 endete. Dieses Privileg des Titelverteidigers wurde bei den folgenden K.-o.-Weltmeisterschaften nicht mehr zur Anwendung gebracht, da von den Spielern heftigst kritisiert worden ist, dass der Weltmeister unter anderen physischen Voraussetzungen antritt und einen ungeheuren Vorteil gegenüber dem Herausforderer, der mehrere Wochen schwerster Qualifikationskämpfe hinter sich hat, besitze. Karpow nahm seitdem nicht mehr an diesen Veranstaltungen teil.

Das zweite K.-o.-Turnier um die FIDE-Weltmeisterschaft fand

  • 1999 in Las Vegas statt. Keiner der Favoriten konnte sich durchsetzen. Überraschend wurde Alexander Chalifman, der im Finale Vladimir Akopian mit 3,5-2,5 besiegte, Weltmeister.

Die dritte Veranstaltung fand

  • 2000 in New Delhi, das Finale in Teheran statt. Diesmal setzte sich einer der Favoriten durch: Anand schlug Alexei Shirov im Finale mit 3,5-0,5.

Der vierte K.-o-Wettbewerb fand ein Jahr später statt. Zur Jahreswende

Heftig kritisiert wurde die FIDE nach dem WM-Turnier für die Einführung einer neuen, drastisch verkürzten, Bedenkzeit: das Spieltempo beträgt seit 2002 bei offiziellen FIDE-Turnieren (WM, Olympiade, Jugend-WM etc.) 90 Minuten für 40 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie, zusätzlich werden 30 Sekunden für jeden ausgeführten Zug addiert. Die 'klassische' Bedenkzeit, die nach wie vor auf internationalen (nicht-FIDE) Turnieren gilt und von der überwiegenden Mehrzahl der Spieler favorisiert wird (gemäß einer ChessBase-Umfrage 80% - vgl. (Bedenkzeit und Traditionen)) ist 2 Stunden für 40 Züge, 1 Stunde für die nächsten 20, dann 1 oder eine halbe Stunde für den Rest. Bei manchen Turnieren gibt es in der 7. Spielstunde noch einen zusätzlichen Aufschlag von 30 Sekunden pro Zug, wie z. B. bei den beiden Weltmeisterschaftskämpfen, die Kramnik spielte.

Die fünfte und letzte dieser Veranstaltungen fand

  • 2004 in Tripolis statt, wo es die bis dahin größte Überraschung gab, als sich der Usbeke Rustam Kasimjanov den Titel holte. Er besiegte den Briten Michael Adams im Finale mit 1,5-0,5 in zwei fällig gewordenen 25-Minuten-Partien, da der Stand nach regulären Turnierpartien 3-3 war. An diesem umstrittensten aller FIDE-K.-o.-Turniere nahmen allerdings nur sehr wenige Weltklassespieler teil. Einerseits wurden durch die libysche Staatsführung alle israelischen und jüdischen Schachspieler boykottiert, andererseits war ein umstrittener Vertrag der FIDE, der die Teilnehmer im Ungewissen über eine Vergütung ihrer Spesen ließ, Grund für zahlreiche Absagen.

Liste der Schachweltmeister (In Kontinuität der Person seit Steinitz)

Name Zeitraum Land
Wilhelm Steinitz 1886–1894 Österreich-Ungarn/USA
Emanuel Lasker 1894–1921 Deutschland
José Raúl Capablanca 1921–1927 Kuba
Alexander Aljechin 1927–1935/1937–1946 Russland/Frankreich
Max Euwe 1935–1937 Niederlande
Michail Botwinnik 1948–1957/1958–1960/1961–1963 UdSSR
Wassili Wassiljewitsch Smyslow 1957–1958 UdSSR
Michail Tal 1960–1961 UdSSR
Tigran Petrosjan 1963–1969 UdSSR
Boris Spasski 1969–1972 UdSSR
Bobby Fischer 1972–1975 USA
Anatoli Karpow 1975–1985 UdSSR
Garri Kasparow 1985–2000 UdSSR/Russland
Wladimir Kramnik seit 2000 Russland

Liste der Schachweltmeister (Ermittelt durch die FIDE)

Name Zeitraum Land
Efim Bogoljubow 1928–1929 UdSSR/Deutschland
Michail Botwinnik 1948–1957/1958–1960/1961–1963 UdSSR
Wassili Smyslow 1957–1958 UdSSR
Michail Tal 1960–1961 UdSSR
Tigran Petrosjan 1963–1969 UdSSR
Boris Spasski 1969–1972 UdSSR
Bobby Fischer 1972–1975 USA
Anatoli Karpow 1975–1985 UdSSR
Garri Kasparow 1985–1993 UdSSR/Russland
Anatoli Karpow 1993–1999 Russland
Alexander Chalifman 1999–2000 Russland
Viswanathan Anand 2000–2002 Indien
Ruslan Ponomarjow 2002–2004 Ukraine
Rustam Kasimjanov seit 2004 Usbekistan

Bemerkung: 1928 richtete die FIDE ihre erste offizielle Weltmeisterschaft aus: einen Wettkampf zwischen Efim Bogoljubow und Max Euwe (Ergebnis: 5,5-4,5), 1929 nochmals zwischen den beiden gleichen Gegnern (Ergebnis: 5,5-4,5). Beide Weltmeisterschaften gewann Bogoljubow. Auf dem 5. Kongreß der FIDE, 1928 in Amsterdam - an dem der Weltmeister Alexander Aljechin gleichfalls teilnahm -, wurde Bogoljubow der Titel Champion der FIDE verliehen. (vgl. Isaak und Wladimir Linder: Das Schachgenie Aljechin, Berlin 1992, S. 197.)

Schachweltmeisterinnen

Name Zeitraum Land
Vera Menchik 1927–1944 Tschechoslowakei/Großbritannien
Ljudmila Rudenko 1950–1953 UdSSR
Jelisaweta Bykowa 1953–1956/1958–1962 UdSSR
Olga Rubzowa 1956–1958 UdSSR
Nona Gaprindaschwili 1962–1978 UdSSR (Georgien)
Maja Tschiburdanidse 1978–1991 UdSSR (Georgien)
Xie Jun 1991–1996/1999–2001 China
Zsuzsa Polgár 1996–1999 Ungarn
Zhu Chen 2001–2004 China
Antoaneta Stefanowa seit 2004 Bulgarien

Jugendweltmeister

Seit 1951 ermittelt die FIDE den Jugendweltmeister. Zunächst im zweijährlichen Modus begonnen, wird die Jugendweltmeisterschaft inzwischen alljährlich ausgespielt. Im Laufe der Zeit hat die FIDE verschiedene Alterskategorien eingerichtet. Aufgelistet sind hier die Jugendweltmeister in der (heutigen) Kategorie Unter 20.

Name Jahr Spielort
Borislav Ivkov (Jugoslawien) 1951 Coventry/Birmingham
Oscar Panno (Argentinien) 1953 Kopenhagen
Boris Spasski (UdSSR) 1955 Antwerpen
Wiliam Lombardy (USA) 1957 Toronto
Carlos Bielicki (Argentinien) 1959 Münchenstein
Bruno Parma (Jugoslawien) 1961 Den Haag
Florin Gheorghiu (Rumänien) 1963 Vrnjacka Banja
Bojan Kurajica (Jugoslawien) 1965 Barcelona
Julio Kaplan (Puerto Rico) 1967 Jerusalem
Anatoli Karpow (UdSSR) 1969 Stockholm
Werner Hug (Schweiz) 1971 Athen
Alexander Beljawski (UdSSR) 1973 Teesside
Tony Miles (England) 1974 Manila
Waleri Tschechow (UdSSR) 1975 Tjentište
Mark Diesen (USA) 1976 Groningen
Artur Jussupow (UdSSR) 1977 Innsbruck
Sergei Dolmatow (UdSSR) 1978 Graz
Yasser Seirawan (USA) 1979 Skien
Garri Kasparow (UdSSR) 1980 Dortmund
Ognjen Cvitan (Jugoslawien) 1981 Mexiko-Stadt
Andrei Sokolow (UdSSR) 1982 Kopenhagen
Kiril Georgiew (Bulgarien) 1983 Belfort
Curt Hansen (Dänemark) 1984 Kiljava
Maxim Dlugy (USA) 1985 Sharjah
Walter Arencibia (Kuba) 1986 Gausdal
Viswanathan Anand (Indien) 1987 Baguio City
Joel Lautier (Frankreich) 1988 Adelaide
Wasil Spasow (Bulgarien) 1989 Tunja
Ilya Gurevich (USA) 1990 Santiago
Wladimir Akopjan (Armenien) 1991 Mamaia
Pablo Zarnicki (Argentinien) 1992 Buenos Aires
Igor Miladinovic (Jugoslawien) 1993 Kalkutta
Helgi Gretarsson (Island) 1994 Matinhos
Roman Slobodjan (Deutschland) 1995 Halle
Emil Sutovsky (Israel) 1996 Medellin
Tal Shaked (USA) 1997 Zagan
Darmen Sadwakasow (Kasachstan) 1998 Kalkutta
Alexander Galkin (Russland) 1999 Eriwan
Lazaro Bruzon Bautista (Kuba) 2000 Eriwan
Peter Acs (Ungarn) 2001 Athen
Lewon Aronjan (Armenien) 2002 Goa
Schachrijar Mamedjarow (Aserbeidschan) 2003 Nakhchivan
Pentala Harikrishna (Indien) 2004 Kochin