Michail Tal

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Michail Tal (russisch Михаил Нехемьевич Таль/Michail Nechemjewitsch Tal; * 9. November 1936 in Riga, † 28. Juni 1992 in Moskau) war ein lettischer Schachspieler.

Da seine Eltern Juden waren, musste seine Familie 1941 nach dem Einmarsch der Wehrmacht Lettland verlassen. Dies gelang auch, allerdings unter Hinterlassung aller Habseligkeiten. Im Alter von sieben Jahren erlernt Tal das Schachspiel. Im Jahre 1949 begann seine lebenslange Zusammenarbeit mit Alexander Koblenz, der als Trainer ,entscheidenden Anteil an der Karriere Tals hatte.

Nach seiner Schulzeit, bei der er zwei Schuljahre übersprang, begann er ein Studium der russischen Sprache und Literatur, das er 1958 mit dem Staatsexamen beendete, um danach Schachprofi zu werden.

1959 gewann er sensationell das Kandidatenturnier. Im darauffolgenden Wettkampf 1960 schlug er Michail Botwinnik mit 12,5 zu 8,5 und wurde der 8. Schachweltmeister. Überraschend verlor Tal den Revanchekampf ein Jahr später mit 8 zu 13, weil Botwinnik sich akribisch auf den Gegner vorbereitet und eingestellt hatte und über die bessere Physis verfügte, denn schon damals war es um die Gesundheit Tals nicht besonders gut bestellt. Hinzu kam noch, dass er die Vorbereitung nicht so ernst nahm und einen exzessiven Lebenswandel bevorzugte.

In den Folgejahren nahm Tal immer wieder Anläufe, den Weltmeistertitel zurückzugewinnen: Bei dem Kandidatenwettkampf 1965 verlor er im Finale gegen Boris Spasski, 1968 im Halbfinale gegen Viktor Kortschnoi und 1980 im Viertelfinale gegen Lew Polugajewski.

Obwohl er riskant und unbeständig spielte, hatte er auch nach dem Verlust des Weltmeistertitels große Turniererfolge zu verbuchen: So gewann er insgesamt sechs Mal die sowjetische Meisterschaft, nur Botwinnik kam auf die gleiche Anzahl. Überraschend holte Tal in späten Jahren doch noch einen Titel: 1988 wurde er Weltmeister im Blitzschach und verwies dabei die gesamte Weltelite in die Schranken.

Zeit seines Lebens machte ihm seine Gesundheit zu schaffen. Obwohl er schwer nierenkrank war, rauchte er viel, trank exzessiv und war zeitweilig morphiumabhänig. Dies ist auch der Grund für seine starken Leistungsschwankungen.

Immer wieder hatte Tal auch Probleme mit den Schachfunktionären, weshalb ihm gelegentlich Auslandsreisen verwehrt wurden und er nicht die Unterstützung bekam, die anderen Schachgroßmeistern in der Sowjetunion zuteil wurde.

Tals Stil war sehr taktisch geprägt, spektakulär, aber auch risikoreich. Oft gelang es ihm, wie aus dem Nichts unter Materialopfer einen Angriff zu starten, gegen den seine Gegner am Brett keine ausreichende Verteidigung fanden. Wegen dieses Stils war Tal bei den Schachfans außerordentlich populär, zumal er umgänglich und unkonventionell war. Tal gehört auch zu den Spielern, denen man Schachbesessenheit und einen hypnotischen Blick nachsagte.

Literatur

  • The life and games of Mikhail Tal. RHM Press, New York 1976. ISBN 0890580278

Weblinks