Opfer

aus remoteSchach-Wiki, der freien Wissensdatenbank
Wechseln zu: Navigation, Suche

Das Opfer ist ein Ausdruck aus dem Schachspiel. Durch ein Opfer wird Spielmaterial aufgegeben (geopfert), um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dabei wird die Abwehr des Gegners desorientiert oder völlig ausgeschaltet. Häufig tritt das Opfer zusammen mit einer Kombination auf, kann aber auch ein Bestandteil eines langfristig angelegten strategischen Plans sein. Innerhalb einer Kombination ist das Opfer ein sehr starkes Zwangsmittel. Bei seinem Auftreten werden die im Spiel als normal betrachteten Wertigkeiten der einzelnen Figuren schlagartig verschoben. Das ist auch gleichzeitig das Gefährliche eines Opfers. Es tritt oftmals unerwartet ein, da der Gegenspieler bei seinen Überlegungen den größten Teil eines Spiels nur die üblichen Wertigkeiten der Figuren in Betracht zieht und die Ausnahmesituationen nicht rechtzeitig erkennt. Das trifft unerfahrene Spieler häufiger als Großmeister.

Ein Opfer setzt die genaue Berechung der Opferkombination voraus, denn die angreifende Partei will durch die Aufgabe von Material ein bestimmtes Ergebnis erreichen; ein Matt, Materialvorteil, eine günstigere Stellung, Remis oder Rettung aus einer kritischen Situation. Das Risiko seiner Handlung liegt in der Tatsache, dass er im Voraus das Ergebnis richtig berechnen muss, da ansonsten der Materialvorteil des Gegenspielers zum Verlust der Partie führt. In diesem Fall spricht man von einem "inkorrekten" Opfer. Der österreichische Großmeister Rudolf Spielmann, der 1935 ein Buch mit dem Titel Richtig opfern verfasste, sieht allerdings als "echte" Opfer nur diejenigen an, die nicht bis zum Ende durchkalkuliert werden können, also im wesentlichen auf Intuition beruhen.

Je nach Art des geopferten Materials spricht man von einem Bauern-, Springer-, Läufer-, Turm- oder Damenopfer. Wird ein Turm gegen einen Springer oder Läufer geopfert, nennt man dies "Qualitätsopfer". Während Bauernopfer relativ häufig vorkommen und in vielen Eröffnungen routinemässig gebracht werden, gilt ein Damenopfer als besonders spektakulär.

Einen Versuch die Opfer thematisch zu ordnen, unternahm der russische Großmeister Jurij Awerbach. Er unterscheidet folgende Opferarten:

  • das Hinlenkungsopfer --> es wird eine gegnerische Figur auf ein bestimmtes Feld gezwungen
  • das Ablenkungsopfer --> eine gegnerische Figur wird von ihrer zu erfüllenden Aufgabe (beispielsweise der Überdeckung eines bestimmten Feldes) abgelenkt
  • das Zerstörungsopfer --> eine Verteidigungsstellung wird zerstört
  • das Räumungsopfer --> es werden Felder, Reihen, Linien oder Diagonalen für die Figuren des Angreifers geräumt
  • das selbstzerstörerische Opfer --> bei dem man eigene, für die Durchführung einer Aktion hinderliche Figuren schlagen läßt

Eine Angriffkombination kann sich auch aus mehreren Opferarten gleichzeitig zusammensetzen.