Curt von Bardeleben

aus remoteSchach-Wiki, der freien Wissensdatenbank
Wechseln zu: Navigation, Suche

Curt von Bardeleben; (* 4. März 1861 in Berlin; † 31. Januar 1924 in Berlin) war ein bedeutender deutscher Schachspieler und Schachtheoretiker des 19. Jahrhunderts.

Bardeleben erbte ein grosses Vermögen, von dem er bequem seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. So widmete er sich völlig dem Schachspiel.

Bardeleben.jpg

Er errang den Meistertitel 1883 im Londoner Vizayanagaram-Turnier, dem Reserveturnier zum Großen Internationalen Meisterturnier. Er zählte in den 80er und 90er Jahren zu den besten Spielern im Deutschen Kaiserreich; neben dem geteilten ersten Preis in Leipzig 1888 sind seine größten Erfolge die (geteilten) Siege in den Meisterturnieren des Deutschen Schachbundes in Kiel 1893 und in Coburg 1904. 1889 unterlag er in einem Wettkampf dem späteren Weltmeister Emanuel Lasker knapp mit 1,5-2,5 (+1-2=1). Sein Unentschieden im Wettkampf mit Joseph Henry Blackburne 1895 (+3-3=3) war ebenso ein sportlicher Erfolg, wie auch sein Sieg über Richard Teichmann 1895 mit 6-4 (+3-1=6).

Curt von Bardeleben war zu seiner Zeit ein bekannter Publizist. Erwähnenswerte Werke sind u. a.: Kritik der Spanischen Partie, Leipzig 1885, Die Wiener Partie, Leipzig 1893, Das Damengambit nebst dem Damenbauernspiel, Leipzig 1905, Das Bauernendspiel im Schach, Berlin 1916 und die Geschichte des Schachspiels, Berlin 1924.

Er war auch als Exzentriker bekannt. Es wurde beispielsweise berichtet, daß er eigens einen Dienstmann quer durch Berlin schickte, um sich in einem bestimmten Café eine Portion frische Butter holen zu lassen. Ebenfalls durch einen Boten übermittelte er seine Kapitulation in der berühmtesten von ihm verlorenen Partie, gegen Wilhelm Steinitz in Hastings 1895, nachdem er sich zuvor wortlos aus dem Turniersaal entfernt hatte.

Nachdem er durch die Inflation sein Vermögen verloren hatte, endete sein Leben im Januar 1924 tragisch durch Selbstmord. Er stürzte sich in seiner Berliner Wohnung aus dem Fenster. Der russische Autor Vladimir Nabokov, der damals in Berlin lebte, wurde nachweislich durch dieses Ereignis zu dem bekannten Schluss seines Romans Lushins Verteidigung (1930) inspiriert.

Partien