John Cochrane
Chochrane war von Beruf ausgebildeter Jurist. 1815 war er zweiter Offizier auf der Bellerophon, dem Schiff, das Napoleon Bonaparte nach St. Helena brachte. 1821 wurde Cochrane nach Paris eingeladen um sich mit den Meistern Alexandre Louis Honoré Lebreton Deschapelles und Louis-Charles Mahé de La Bourdonnais zu messen. Beide Franzosen erwiesen sich als stärker. Ein Jahr darauf veröffentlichte Cochrane sein Buch Treatise on the Game of Chess.
Im Jahre 1824 war er Mannschaftsführer im Korrespondenzwettkampf zwischen London und Edinburgh. Im gleichen Jahr verließ er England um in Indien seinem Rechtsberuf nachzugehen. Vor seiner Abreise diktierte er zu einer der Korrespondenzpartien den Londoner Schachfreunden die Anfangszüge 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sb8-c6 3.d2-d4. Ohne Cochranes Mithilfe verloren die Londoner diese Partie und man machte die Eröffnung dafür verantwortlich, doch die Schotten aus Edinburgh wandten diese Zugfolge in der nächsten Partie selbst an und gewannen erneut. Seit dieser Zeit wird diese Eröffnung, obwohl sie spätestens seit 1750 bekannt war, Schottische Partie genannt. Die etwas in Vegessenheit geratene Eröffnung wurde seit 1990 von Garri Kasparow wiederholt auf höchstem modernen Spielniveau angewandt und auf diesem wieder sehr populär.
Cochrane blieb bis 1869 in Indien, doch besuchte er in den 1840er Jahren mehrfach London, wo er sich mit den besten englischen und europäischen Schachmeistern traf. Er spielte mehrere hundert Partien mit Howard Staunton, von denen sich die Notation von etwa hundert Partien erhalten hat.
Nach Cochrane ist auch eine besonders aggressive Variante in der Russischen Partie benannt: 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1-f3 Sg8-f6 3.Sf3xe5 d7-d6 4.Se5xf7. Auch diese Erfindung Cochranes fand im modernen Schach einen Widerhall: der bulgarische Elitegroßmeister Wesselin Topalow wandte sie in Linares 1999 gegen Wladimir Kramnik an. Die Partie endete remis.