Sizilianische Verteidigung
FEN: rnbqkbnr/pp1ppppp/8/2p5/4P3/8/PPPP1PPP/RNBQKBNR w KQkq - 0 1|coords=1,size=big,right=1|Grundstellung der Sizilianische Verteidigung
Bei der Sizilianischen Verteidigung handelt es sich um eine Eröffnung des Schachspiels, die in mehrere Varianten unterteilt wird. Erstmals erwähnt wurde diese interessante Verteidigung im Jahre 1617 von dem italienischen Schachautor Pietro Carrera. Ihren Namen hat sie daher, dass sie in einem von Sarratt (1813) benutzten alten italienischen Manuskript il giuoco siciliano genannt wird.
Die Sizilianische Verteidigung zählt zu den Halboffenen Spielen, die dadurch charakterisiert werden, daß Schwarz auf den Doppelschritt des weißen Königsbauern (1.e2-e4) anders als mit 1...e7-e5 antwortet. Sie beginnt mit den Zügen 1.e2-e4 c7-c5.
Diese Eröffnung führt laut dem "Lehrbuch des Schachspiels" oft zu einem "scharfen Kampf". Sie wird deshalb eher von sehr guten Spielern bevorzugt als von Spielern auf normalem Niveau.
In der Turnierpraxis erfreut sich der "Sizilianer" sowohl auf Klubspieler- als auch auf Großmeister-Niveau großer Beliebtheit. Eine sehr große Zahl an Großmeistern setzt die Sizilianische Verteidigung mit den schwarzen Steinen regelmäßig ein, die berühmtesten Sizilianischspieler sind allerdings Garri Kasparow und Bobby Fischer, die an stetigen Erneuerungen und Verbesserungen der alten Verteidigung maßgeblich beteiligt waren.
Vom Standpunkt des Weißen aus ist zu unterscheiden zwischen der "geschlossenen" und der "offenen" Behandlung. Die erstere ist die ältere: Im Wettkampf MacDonnell - De la Bourdonnais (1834) wurde fast ausschließlich Philidors Zug 2. f4 angewandt, mit der Fortsetzung 2. ... e6 3. Sf3 d5 4. e5. Louis Paulsen führte das System 2.Sc3 nebst g3 ein, Alapin 2. c3.
Weitaus beliebter ist die "offene" Behandlung mittels 2. Sf3 nebst d4, für die sich Morphy stark machte (in einem Artikel des "New York Ledger" 1859). Gegen diese wurden für Schwarz hauptsächlich folgende Verteidigungssysteme entwickelt:
1. De la Bourdonnais spielte gegen MacDonnell 2. ... Sc6 3. d4 cd4 4. Sd4 e5. Dieses System kam für mehr als ein Jahrhundert außer Gebrauch, nachdem für Weiß die Fortsetzung 5. Sb5 gefunden wurde.
2. Im 19. Jahrhundert am beliebtesten war das System 2. ... e6 3. d4 cd4 4. Sd4 Sf6 5.Sc3 Lb4. Es galt als so stark, dass Weiß gewöhnlich 3. Sc3 spielte, worauf sich Schwarz in der Regel mit 3. ... Sc6 4. d4 cd4 5. Sd4 Sf6 verteidigte (die Folge war 6. Sc6 bc6 7. e5 Sd5 8. Se4 oder 6. Sdb5 Lb4).
3. Im Schatten dieser Verteidigung stand die Paulsen-Variante 4. ... a6 (nebst Dc7), die jahrzehntelang als ungünstig galt wegen Rétis Zug 5. c4. Als Folge davon entstand
4. die Scheveninger Variante 4. ... Sf6 5. Sc3 d6, bei der Schwarz die typische Paulsen-Aufstellung mit Dc7 anstrebt, nachdem er zuerst die Verstellung des weißen c-Bauern erzwungen hat.
5. Schließlich kehrt die Geschichte zu ihrem Ausgangspunkt zurück: Schwarz spielt e5, ohne sich vor der Schwäche d5 zu fürchten. Dies ist der gemeinsame Grundgedanke der Boleslawski-Variante, der Najdorf-Variante und der Sweschnikow-Variante.