Roesch Schlage, Hamburg 1910
Die Schachpartie Roesch Schlage, Hamburg 1910 ging in die Filmgeschichte ein als die Partie Dr. Frank Poole - HAL 9000, aus Stanley Kubricks Film 2001: Odyssee im Weltraum (1968). Sie wurde 1910 im Hauptturnier B des DSB-Kongresses in Hamburg gespielt. Ein heute vergessener Spieler (auch Rösch geschrieben) führte die weißen Steine. Mit Schwarz gewann Willi Schlage (1880-1940), ein deutscher Spieler, der unterhalb der Meisterstärke spielte, aber dank des Films zu unerwarteter Bekanntheit gelangte.
Inhaltsverzeichnis
Anmerkungen zur Partie
- 1.e2-e4 e7-e5 2.Sg1f3 Sb8-c6 3.Lf1b5
Die vielgespielte Spanische Partie.
- 3...a7-a6 4.Lb5-a4 Sg8-f6 5.Dd1e2 b7-b5 6.La4-b3 Lf8-e7 7.c2-c3 00 8.00 d7-d5 9.e4xd5 Sf6xd5 10.Sf3xe5 Sd5-f4 11.De2-e4 Sc6xe5!
Ein sehr feines Turmopfer, nach dessen Annahme Weiß in allen Varianten verloren ist.
- 12.De4xa8??
Diese Gefräßigkeit der Dame rächt sich bitter; schlecht stand Weiß aber auch, wenn er einen der Springer schlug, da Sd3 folgen könnte oder auch Ld6 (Turnierbuch). Die Stellung kam nach dieser Partie noch mehrfach in der Meisterpraxis vor. Alfred Brinckmann spielte gegen Schlage in Berlin 1928 den korrekten Zug 12.d2-d4, es folgte 12...Sf4-e2+? 13.De4xe2 Se5-g6 14.Sb1d2 Lc8-b7 15.Sd2-f3 Le7-d6 16.Sf3-e5 Dd8-h4 17.f2-f4 Ta8-e8 18.Lc1d2 c7-c5 19.De2-f2 c5xd4 20.c3xd4 Dh4xf2+ 21.Tf1xf2 Sg6-h4 22.Se5-d7 Sh4xg2 23.f4-f5 Sg2-h4 24.Ld2-f4 Ld6xf4 25.Tf2xf4 Te8-e2 26.Tf4xh4 und Brinckmann gewann. Korrekt war statt dessen 12..Lc8-b7!, wie folgende, gut 70 Jahre später gespielte Meisterpartie veranschaulicht: 13.De4xb7 Sf4-e2+ 14.Kg1h1 Se2xc1 15.d4xe5 15...Sc1d3 16.Db7-e4 Sd3xb2 17.De4-c2 Dd8-d3 18.Sb1d2 Dd3xc2 19.Lb3xc2 Ta8-d8 20.Sd2-f3 Le7-c5 21.a2-a4 Sb2-c4 mit remis in Cao Sang-P. Lukacs, Budapest 1995.
- 12...Dd8-d3!
Dieser Zug droht 13...Sf4-e2+ 14.Kg1-h1 Se2-g3+ 15.h2xg3 Dd3xf1+ 16.Kh1-h2 Se5-g4+ 17.Kh2-h3 Df1-h1 matt. Großmeister Efim Geller hatte diese Stellung ebenfalls einmal auf dem Brett. Er bevorzugte hier 12...Sf4-e2+ 13.Kg1h1 Dd8-d3 14.Tf1e1 Se5-g4 15.Da8-f3 Dd3-d6 16.g2-g3 Sg4xf2+ 17.Kh1g2 Lc8-g4 01 Kotelnikow-Geller, Moskau 1979.
- 13.Lb3-d1
Auf 13.Tf1e1 folgt 13...Lc8-f5 14.Da8-b7 Sf4-e2+ 15.Kg1h1 Lf5-e4 mit schwarzer Gewinnstellung.
- 13...Lc8-h3
Erst diese Stellung ist in Stanley Kubricks Film eingeblendet. Frank Poole nimmt, ebenso wie Roesch, den Bauern auf a6.
- 14.Da8xa6 Lh3xg2 15.Tf1e1
Im englischen Original des Films sagt HAL an dieser Stelle: "I'm sorry Frank, I think you missed it. Queen to bishop three (der Zug wird ausgeführt HAL sagt seine Züge bloß an), bishop takes queen, knight takes bishop, mate." "Yeh. Yes, looks like you're right," antwortet Poole und gibt auf.
- 15...Dd3-f3!!
Mit der Drohung 16...Sf4-h3 matt. Im Turnierbuch von 1911 wird dies als der letzte Zug der Partie angegeben, einige Quellen geben noch die Züge 16.Ld1xf3 Se5xf3 matt an. Für Verwirrung sorgte indes die vom als Perfektionisten bekannten Stanley Kubrick angegebene Notation: "Queen to bishop three" in deskriptiver englischer Notation bedeutet Df6, Df3 hätte "Queen to bishop six" heißen müssen. Auch ist der Zug 16.Ld1xf3 ("bishop takes queen") noch nicht erzwungen. 16.Da6-h6 z. B. hätte das Matt noch etwas hinausgezögert. Diese beiden Punkte wurden von einigen Kritikern als ein versteckter Hinweis auf die Fehlfunktion des Computers, die später im Film eine große Rolle spielt, interpretiert.
Literatur
- Rudolf Gebhardt (Hrsg.): XVII. Kongreß des Deutschen Schachbundes, Hamburg 1910, Coburg 1911, S. 181