Salo Flohr

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Salo Flohr (ursprünglich russisch Саломон Михайлович Флор/Salomon Michailowitsch Flor, * 21. November 1908 in Horodenka/Ukraine; † 18. Juli 1983 in Moskau) war ein tschechisch-sowjetischer Schachmeister. In den 1930er Jahren galt er als einer der besten Spieler in der Welt.

Während des 1. Weltkrieges überlebten Flohr und sein älterer Bruder als einzige ein Judenpogrom in ihrer galizischen Heimatstadt. Als Vollwaisen zogen die Knaben um das Jahr 1916 nach Böhmen. Nach Gründung der Tschechoslowakei im Jahre 1918 wurde Flohr tschechischer Staatsbürger und wuchs in einer Pflegefamilie in der Stadt Beneschau auf.

Bereits als Jugendlicher erlangte Flohr schachliche Erfolge in den Prager Cafés, wo er um Wetteinsätze spielte und darin ein besseres Auskommen fand als in bürgerlichen Berufen.

Er debütierte international beim großen Turnier in Rogaška Slatina 1929, wo er hinter Akiba Rubinstein Zweiter wurde. Dieser Erfolg war der Grundstein für seine nun folgende Berufsschachspielerkarriere.

Die folgenden 10 Jahre war Flohr der aktivste Schachprofi seiner Zeit. Er ließ kaum ein wichtiges Turnier aus, an dem er teilnehmen konnte. Er gewann das Traditionsturnier von Hastings 1931-1934 vier Mal hintereinander. Mit Michail Botwinnik gewann er 1935 in Moskau (vor den Ex-Weltmeistern José Raúl Capablanca und Emanuel Lasker). Er gewann die Turniere in Podebrady 1936 und Kemeri 1937 (gemeinsam mit Samuel Reshevsky) vor Alexander Aljechin.

Flohr remisierte zwei Wettkämpfe gegen künftige Weltmeister: 1932 spielte er in Amsterdam gegen Max Euwe 8-8 (+3-3=10), 1933 gegen Michail Botwinnik in Leningrad und Moskau 6-6 (+2-2=8).

Nach seinem Sieg im Revanchewettkampf um die Weltmeisterschaft 1937 erklärte Alexander Alechin Salo Flohr für seinen künftigen offiziellen Herausforderer. Zu einem Match zwischen den beiden kam es indes nicht, bedingt durch die schwierige politische Situation des jungen tschechischen Staates, der sich einer Okkuption durch das faschistische Deutschland ausgesetzt sah. Flohr verließ alsbald die Tschechoslowakei und lebte kurz in Schweden, von wo er mit Hilfe seines Freundes Michail Botwinnik in die Sowjetunion emigrierte. 1942 erhielt er die sowjetische Staatsbürgerschaft.

Flohr spielte für die Tschechoslowakei an fünf Schacholympiaden am ersten Brett: in Prag 1931 gewann er mit der Mannschaft Bronze, in Folkestone 1933 Silber. Das Gesamtergebnis aller seiner Olympiapartien ist imponierend: +46-8=28.

Nach dem Krieg galt Flohr zunächst wieder als ein Anwärter auf den Weltmeistertitel. Die FIDE verlieh ihm 1950 den Großmeistertitel. Er qualifizierte sich über das Interzonenturnier Saltsjöbaden 1948 für das Kandidatenturnier in Budapest 1950, doch war sein 8. Platz (7 Punkte aus 18 Partien) schon ein deutliches Zeichen, daß seine beste Zeit vorbei war.

Flohr, der bereits in jungen Jahren Schachjournalist gewesen war, verlegte seine Aktivitäten nun auf das Publizieren von Artikeln in verschiedenen russischen und ausländischen Zeitungen. Er begleitete als Kommentator bis zu seinem Tod 1983 alle wichtigen Schachereignisse in der Sowjetunion.

Flohrs höchste Historische Elo-Zahl: 2754 (im April 1936); gemäß dieser Rückrechnung nahm er von März 1935 bis Mai 1936 den 2. Platz in der Weltrangliste ein.

Literatur

  • Gregory S. Donges: Salo Flohr's best Games of Chess. Thinker's Press, Davenport, Iowa 1985 (ISBN 0-938650-34-3) (engl.)
  • V. D. Baturinskij (Hg.): Grossmejster Flor. Fiskultura i sport, Moskau 1985 (russ.)