José Raúl Capablanca

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José Raúl Capablanca y Graupera (* 19. November 1888 in Havanna; † 8. März 1942 in New York City) war ein kubanischer Schachspieler und der 3. Schachweltmeister.


Leben

Capablanca war der Sohn eines Kolonialbeamten. Er galt als Wunderkind, lernte das Schachspielen bereits mit vier Jahren und gewann bereits im Alter von 12 Jahren einen Wettkampf gegen den kubanischen Landesmeister Juan Corzo 4:3 bei 6 Remisen. Später studierte er an der Columbia University in New York City Chemie und Sport und gewann 1909 einen Wettkampf gegen den amerikanischen Meister Frank Marshall deutlich mit 8:1 bei 14 Remisen. Seinen internationalen Durchbruch hatte er beim Turnier in San Sebastian 1911, welches er vor bekannten Meistern wie Akiba Rubinstein, Milan Vidmar und Carl Schlechter gewann. Seit 1913 war er im diplomatischen Dienst Kubas, konnte sich aber de facto völlig dem Schach widmen.

1921 gewann Capablanca in einem Wettkampf gegen Emanuel Lasker (4 Siege, 10 Unentschieden, keine Niederlage) den Weltmeistertitel, den er 1927 in Buenos Aires an Alexander Aljechin verlor (3-6 (25 Remispartien)). Dieser wich in den folgenden Jahren einem Revanchekampf aus und gab dem Kubaner so keine Möglichkeit mehr, den Titel zurückzugewinnen.

Spiel

Capablancas Stil war sehr solide, insbesondere in seiner besten Zeit zwischen 1914 und 1924 galt er als nahezu unbesiegbar. Von 1914 bis 1927 verlor er nur fünf Turnierpartien, von seinen fast 600 überlieferten Partien insgesamt nur 36.

Da Capablanca der Überzeugung war, dass Schach seinen Reiz verlieren wird, wenn die absolute Weltspitze unter den Spielern nicht mehr überraschend oder gar (wie lange Zeit in seinem Ausnahmefall) überhaupt besiegt werden kann und zu viele Partien Remis ausgehen, schlug er eine Schachvariante auf einem grösseren Brett mit zusätzlichen Figuren vor, um das Spiel noch interessanter zu machen. Jedoch konnte sich die Variante nicht durchsetzen, da sie gegenüber dem klassischen Schach auch erhebliche Schwächen aufwies, wie zum Beispiel in der Grundstellung schwach verteidigte Bauern. Einige moderne Varianten bauen aber auf ihr auf.

Partien

Capablanca – Bernstein, San Sebastián 1911

Historische Elo-Zahl

Capablancas höchste Historische Elo-Zahl: 2877 (im Mai 1921)

Liste der Turnier- und Wettkampfergebnisse

Turnier Ort Ergebnis/Punktezahl Rang
1901
Wettkampf um die Kubanische Meisterschaft gegen Juan Corso y Prinzipe Havana 7/13 (+4-3=6) Capablanca siegt mit 7-6
1906
Kurzwettkampf mit Rudolf Raubitschek New York City 2/2 (+2-0=0) Capablanca siegt mit 2-0
Mannschaftskämpfe der Universitäten New York City 4,5/5 (+4-0=1) Capablanca spielte für die New Yorker Columbia University.
1909
Wettkampf um die US-Meisterschaft gegen Frank James Marshall New York City 15/23 (+8-1=14) Capablanca siegt mit 15-8
1910
Meisterschaft der New York State Chess Association New York City unbekannt 1. Platz
1911
Meisterschaft der New York State Chess Association New York City 9,5/12 (+8-1=3) 2. Platz
Internationales Turnier San Sebastián 9,5/14 (+6-1=7) 1. Platz
1913
Wettkampf mit Charles Jaffé New York City 2,5/3 (+2-0=1) Jaffé gab auf beim Stand von 2,5-0,5 für Capablanca.
Meisterschaft der New York State Chess Association New York City 11/13 (+10-1=7) 1. Platz
Internationales Turnier Havana 10/14 (+8-2=4) 2. Platz
Rice-Gedenkturnier New York City 13/13 (+13-0=0) 1. Platz
1914
Internationales Turnier St. Petersburg 13/18 (+10-2=6) 2. Platz
1915
Meisterschaft der New York State Chess Association New York City 13/14 (+12-0=2) 1. Platz
1916
Rice-Gedenkturnier New York City 14/17 (+12-1=4) 1. Platz
1918
Manhattan-Turnier New York City 10,5/12 (+9-0=3) 1. Platz
1919
Wettkampf mit Boris Kostic Havana 5/5 (+5-0=0) Capablanca siegt mit 5-0
Internationales Turnier Hastings 10,5/11 (+10-0=1) 1. Platz
1921
Wettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Emanuel Lasker Havana 5/14 (+0-4=10) Lasker gab den Wettkampf beim Stande von 5-9 auf (es wurde auf 6 Gewinnpartien gespielt), Capablanca wurde neuer Weltmeister.
1922
Internationales Turnier London 13/15 (+11-0=4) 1. Platz
1924
Internationales Turnier New York City 14,5/20 (+10-1=9) 2. Platz
1925
Internationales Turnier Moskau 13,5/20 (+9-2=9) 3. Platz
1926
Internationales Turnier Lake Hopatcong 6/8 (+4-0=4) 1. Platz
1927
Internationales Turnier New York City 14/20 (+8-0=12) 2. Platz
Wettkampf um die Weltmeisterschaft gegen Alexander Aljechin Buenos Aires 15,5/34 (+3-6=25) Aljechin gewinnt mit 18,5-15,5 und wird neuer Weltmeister.
1928
Internationales Turnier Bad Kissingen 7/11 (+4-1=6) 2. Platz
Internationales Turnier Berlin 8,5/12 (+5-0=7) 1. Platz
Internationales Turnier Budapest 7/9 (+5-0=4) 1. Platz
1929
Internationales Mannschaftsturnier: England-Ausländische Gäste Ramsgate 5,5/7 (+4-0=3) Capablanca spielte für die Gäste
Internationales Turnier Budapest 10,5/13 (+8-0=5) 1. Platz
Internationales Turnier Karlsbad 14,5/21 (+10-2=9) 2.-3. Platz (geteilt mit Rudolf Spielmann)
Internationales Turnier Barcelona 13,5/14 (+13-0=1) 1. Platz
1929/1930
Internationales Turnier Hastings 6,5/9 (+4-0=5) 1. Platz
1930/1931
Internationales Turnier Hastings 6,5/9 (+5-1=3) 2. Platz
1931
Wettkampf mit Max Euwe Amsterdam 6/10 (+2-0=8) Capablanca gewinnt mit 6-4
Meisterturnier New York City 10/11 (+9-0=2) 1. Platz
1934/1935
Internationales Turnier Hastings 5,5/9 (+4-2=3) 4. Platz
1935
Internationales Turnier Moskau 12/19 (+7-2=10) 4. Platz
Internationales Turnier Margate 7/9 (+6-1=2) 2. Platz
1936
Internationales Turnier Margate 7/9 (+5-0=4) 2. Platz
Internationales Turnier Moskau 13/18 (+8-0=10) 1. Platz
Internationales Turnier Nottingham 10/14 (+7-1=6) 1.-2. Platz (geteilt mit Michail Botwinnik)
1937
Internationales Turnier Semmering/ Baden bei Wien 7,5/14 (+2-1=11) 3.-4. Platz (geteilt mit Samuel Reshevsky)
1938
Meisterturnier Paris 8/10 (+6-0=4) 1. Platz
AVRO-Turnier Amsterdam, Den Haag, Rotterdam, Groningen, Zwolle, Haarlem, Utrecht, Arnheim, Breda und Leiden 6/14 (+2-4=8) 7. Platz
1939
Internationales Turnier Margate 6,5/9 (+4-0=5) 2.-3. Platz (geteilt mit Salo Flohr)
Schacholympiade Buenos Aires 11,5/16 (+7-0=9) Capablanca spielte am 1. Brett für Kuba

Werke

  • My chess career (1920, dt.: Meine Schachkarriere)
  • Chess fundamentals (1921, dt.: Grundzüge der Schachstrategie)
  • A Primer of Chess (1935)
  • Ultimas lecciones (1942, dt.: Letzte Schachlektionen)

Literatur

  • Isaak und Wladimir Linder: Das Schachgenie Capablanca. Sportverlag Berlin 1988. ISBN 3-328-00238-3
  • Max Euwe und Lodewijk Prins: Capablanca, Das Schachphänomen. Verlag: Das Schacharchiv, Hamburg 1979
  • Edward Winter: Capablanca. McFarland, Jefferson NC 1989. ISBN 0-89950-455-8