Fernschach

aus remoteSchach-Wiki, der freien Wissensdatenbank
Version vom 12. Januar 2016, 20:36 Uhr von Hado (Diskussion | Beiträge) (Die IECG-Fernschachweltmeister)

(Unterschied) Nächstältere Version→ | view current revision (Unterschied) | ←Nächstjüngere Version (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Fernschach ist die Spielweise des Schachs, bei der die Gegner räumlich getrennt sind. Traditionell wurden die Züge per Postkarte oder Brief übermittelt. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde vereinzelt auch per Telegraph oder Funk korrespondiert. Es gab sogar schon den Ansatz über eine Telefonzentrale zu spielen. Seit etwa 1990 wird immer häufiger via Fax, E-Mail oder über Internet-Fernschach-Server gespielt. Fernschachpartien werden ab und an auch als Korrespondenzpartien bezeichnet.

Im 19. Jahrhundert waren Fernpartien vor allem als Wettkämpfe zwischen Vereinen oder Städten populär und im Kalten Krieg erfreuten sich Radio-Wettkämpfe zwischen USA und UdSSR großer Aufmerksamkeit. Die Masse der Partien fand und findet jedoch zwischen Einzelspielern statt.

Der Welt-Fernschach-Verband ICCF ("International Correspondence Chess Federation") organisiert einen Spielbetrieb von Turnieren, der für untere bis mittlere Spielstärken den Auf- und Abstieg in die nächste Klasse ermöglicht. In den so genannten Finalklassen bietet sich die Möglichkeit zur Qualifikation für Titelturniere. Die ICCF-Weltmeisterschaft besteht traditionell aus etwa einem Dutzend Semifinals, zwei oder drei nachfolgenden Kandidatenturnieren und schließlich dem Finalturnier. Seit einigen Jahren werden die Weltmeisterschaften abwechselnd als tradionelle Post- und E-Mail-Turniere gestartet. Erster Fernschach-Weltmeister wurde 1953 Cecil Purdy (Australien), derzeitiger (18.) Weltmeister ist Joop van Oosterom (Niederlande).

Als zweiter internationaler Fernschach-Verband hat sich der IECG ("International Email Chess Group") etabliert, der inzwischen ebenfalls Weltmeisterschaften und Teamturniere anbietet.

Der Deutsche Fernschachbund richtet den Spielbetrieb auf nationaler Ebene aus. Daneben veranstaltet der Deutsche Fernschachbund jährlich ein Treffen für die Mitglieder und deren Angehörige.

Im Fernschach wird manchmal noch die früher übliche sog. algebraische Notation verwendet: Dabei werden nur die beiden Felder benannt, auf denen die Figur stand und landet, wobei die Linien nicht mit Buchstaben, sondern Ziffern bezeichnet werden. Der Zug e2-e4 beispielsweise lautet dann 5254, statt Dd8xa5 schreibt man 4815. Beim Fernschach per E-Mail setzt sich aber immer mehr die Portable Game Notation (PGN) durch, die beim IECG zum Standard gehört.

Die Bedenkzeit wird im Fernschach in Tagen gemessen. Abhängig vom Verband hat man für 10 Züge 30 bis 60 Tage Bedenkzeit zur Verfügung, wobei zumindest bei Postturnieren noch die Brieflaufzeit hinzukommt. Aufgrund der Postlaufzeiten, die noch vor wenigen Jahren in den Ostblock oder nach Südamerika hin und zurück mehrere Wochen betragen konnten, bestand die Möglichkeit zu sehr tiefen und gründlichen Analysen.

Heute steht als Übertragungsmittel Fax, E-Mail oder Internetserver zur Verfügung. So entfällt die Brieflaufzeit, was die Dauer einer Fernpartie erheblich verkürzt. Auf Internetservern wird die Bedenkzeit mittlerweile minutengenau gemessen und die durchschnittliche Partiedauer liegt nicht mehr bei einem Jahr, sondern bei mehreren Monaten.

Computer und Schachprogramme (z.B. ChessBase) haben das Fernschach in den letzten Jahren erheblich verändert. Neben fundiertem Schachverständnis gewinnt die Fähigkeit Computeranalysen zu interpretieren und zu steuern zunehmend an Gewicht. Der Einfluss der Computeranalysen auf die Spielstärke ist umstritten, aber kaum ein Spitzenspieler kann es sich mehr leisten, komplett auf Computerunterstützung zu verzichten. Zumindest grobe taktische Fehler sind somit aus der Turnierpraxis beinahe völlig verschwunden. Durch den vermehrten Einsatz von Computern hat das Fernschach allgemein binnen weniger Jahre ein taktisches Niveau erklommen, das zuvor der Weltspitze vorbehalten war.

Wertungszahlen National und International

Nach einer Mindestzahl von Partien in Turnieren erhalten die Spieler wie im Nahschach eine Wertungszahl. In die Wertungszahl fließen die erreichten Punkte in einem Turnier und die Wertungszahlen der Gegner ein. National gibt es die Fernschach-Wertungszahl (FWZ) und international die Fernschach-Elo-Zahl, wobei jeder Verband meist ein eigenes Wertungssystem besitzt. Nach Wertungszahlen kann das Spielstärkeniveau festgestellt werden. Die Durchschnitte der Wertungszahlen der Kontrahenten regeln nach Kategorieziffern, wieviele Punkte ein Spieler erreichen muss, um beispielsweise eine Norm für den Titel "Internationaler Meister" zu bekommen.

Besonderheiten

Beim Fernschach sind naturgemäß einige Regeln des Nahschachs außer Kraft gesetzt:

  • Die Regel "berührt - geführt" gilt nicht. Bei Abgabe eines unkorrekten Zuges muss die quasi berührte Figur nicht gezogen werden.
  • Hilfestellungen sind erlaubt, z.B. gemeinsame Analyse mit Anderen, Benutzen von Schachliteratur, Schachdatenbanken und auch Schachprogramme dürfen benutzt werden. Das hat dazu geführt, dass durch den Spielstärkezuwachs der Schachprogramme auch die Begeisterung einiger Schachspieler für das Fernschach nachgelassen hat, weil sie nicht nur gegen Maschinen spielen wollen.

Die ICCF-Fernschachweltmeister

Derzeit laufen bereits die Finals der 28. und 29. Fernschachweltmeisterschaft.

Die ICCF-Fernschachweltmeisterinnen

Die IECG-Fernschachweltmeister

Die Jahreszahl entspricht dem Jahr des Starttermins.

Weblinks