Carl Carls

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Carl Carls (* 16. September 1880 in Varel / Oldenburg, † 11. September 1958 in Bremen) war ein deutscher Schachmeister.

Schachkarriere

Als 13-jähriger erlernte Carls das Schachspiel. Er studierte ein Buch von Tarrasch, der von da an sein Vorbild war. Während seines beruflichen Aufenthaltes in Hannover lernte er die Schachmeister Bernstein und Fahrni kennen, mit denen er viele Privatpartien spielte.

1898 nahm er in Köln erstmals an einem Turnier des Deutschen Schachbundes teil. 1905 belegte er im Meisterturnier von Hamburg den 4. Rang und erhielt den Schönheitspreis für die beste Partie. 1911 bekam er den Titel Deutscher Meister. 1912 nahm er in Breslau beim 18. Kongress des Deutschen Schachbundes erstmals an einem internationalen Meisterturnier teil. Weitere Erfolge waren 1922 der zweite Platz in Bad Oeynhausen und sein Abschneiden 1927 bei der Schacholympiade in London: Mit 9,5 aus 15 war er der beste deutsche Spieler. Im sehr stark besetzten Turnier von Baden-Baden 1925 gelangte er zwar nicht unter die Preisträger, konnte aber immerhin ein Remis gegen den Weltmeister Alexander Aljechin verbuchen. Bei der Amateurweltmeisterschaft in Den Haag 1928 belegte er Platz 7. 1930 war er bei der Schacholympiade in Hamburg nochmals Mitglied der deutschen Nationalmannschaft.

1934 gewann er den 30. Kongress des Deutschen Schachbundes in Aachen und erhielt den Titel Meister von Deutschland. 1951 verlieh ihm die FIDE den Titel Internationaler Meister.

Carls war ein guter Positionsspieler und sehr stark im Endspiel. Ein Kommentator charakterisierte eine typische Carls-Partie mit den Worten: Der Gegner wird langsam zermürbt, der Angriff kaltschnäuzig abgewiesen und dann mit vollen Segeln in ein Endspiel eingelenkt, in dem der Gegner um ein Kleines im Nachteil ist und nun unbarmherzig Schritt für Schritt an den Abgrund gedrängt wird.

Eröffnung

Carls eröffnete seine Partien mit Weiss stets mit dem Zug 1.c2-c4. Diese Eröffnung wurde daher auch Carls-Eröffnung oder auch Bremer Partie genannt. Heute wird dieser Spielanfang als Englische Eröffnung bezeichnet und ist in der Turnierpraxis häufig anzutreffen. Mit anderen Eröffnungen beschäftigte er sich kaum, da ihm sein Beruf zu wenig Zeit dafür liess.

Zu Carls aktiver Zeit war der Wert dieser Eröffnung umstritten. Vor dem Turnier in Breslau 1912 nannte Tarrasch den ersten Zug c4 einen ganz dummen Zug. Carls revanchierte sich, indem er in diesem Turnier Tarrasch mit Weiss und natürlich mit c4 in einer viel beachteten Partie besiegte.

Eine andere Anekdote ist unvergessen: Als Carls bei einer Turnierpartie Weiss hatte, klebte ein Witzbold vor der Partie heimlich den Bauer c2 auf dem Brett fest. Carls kam ans Brett, zog kraftvoll mit dem c-Bauern - und zur Freude aller Umstehenden flogen alle Figuren herum.

Mit Schwarz bevorzugte er die Caro-Kann-Verteidigung. Mit dieser Eröffnung gewann er 1913 eine berühmte Kurzpartie gegen Theo Schuster: 1. e2-e4 c7-c6 2. d2-d4 d7-d5 3. Sb1-c3 d5xe4 4. Sc3xe4 Sg8-f6 5. Se4-g3 h7-h5 6. Lc1-g5 h5-h4 7. Lg5xf6 h4xg3 8. Lf6-e5 Th8xh2! 9. Th1xh2 Dd8-a5+ 10. c2-c3 Da5xe5+ 11. d4xe5 g3xh2 Weiss gab auf. Er kann nicht verhindern, dass sich der Bauer in eine Dame umwandelt und Schwarz danach über eine Figur mehr verfügt.

Berufliche Laufbahn

Nach dem Ende der Schulzeit absolvierte Carls eine kaufmännische Lehre und arbeitete danach als Bankangestellter bis 1906 in Hannover. Danach übersiedelte er nach Bremen. Hier gehörte er zu den Gründern der Bremer Creditbank. 1908 wurde er Direktor dieser Bank.

Literatur

  • Alfred Brinckmann: Carl Carls und die Bremer Partie. Verlag de Gruyter, Berlin 1957

Weblinks